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5. November 2020
Aktivposten in Gesellschaft und Wirtschaft
Interview mit Vizepräsident Jens Schneider. Als Vizepräsident der TU Darmstadt verantwortet Prof. Dr. Jens Schneider den Bereich Transfer und Internationalisierung. Was diese Säule für die Universität heute bedeutet, welche Rolle HIGHEST im Ökosystem der Hochschule spielt und wie es weiter gehen soll mit der Gründerhochschule erklärt er in diesem Interview.
Herr Prof. Schneider, welche Bedeutung hat der Bereich Transfer und Internationalisierung für die TU Darmstadt?
Neben Forschung und Lehre bildet er die dritte zentrale Säule unserer Universität. Ich persönlich bezeichne diese Säule gerne als Außenministerium der Hochschule. Der Transfer von Know-How und Wissenschaft gehört seit ihrer Gründung 1877 zur Identität der TU Darmstadt. Es hat in den letzten Jahren aber auch eine Bewusstseinsschärfung gegeben. Früher ging es vor allem um die Weitervermittlung von Forschungsergebnissen und Wissen. Heute sind unsere Aufgaben vielschichtiger. Mit ihren wissens- und technologiebasierten Innovationen und Ausgründungen trägt die TU Darmstadt zum Beispiel ganz konkret zur Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandorts Rhein-Main und zur Steigerung seiner Wettbewerbsfähigkeit bei.
Wen adressieren Sie über die Wirtschaft hinaus?
Es ist richtig. Wir wirken längst nicht nur in die Wirtschaft hinein. Als Universität bewegen wir uns mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft, sind Teil der Diskurse, die hier laufen, und gestalten mit unseren Innovationen und unseren Expertisen die Lösung drängender Zukunftsfragen mit. Das ist spätestens mit der Corona-Pandemie deutlich geworden. Generell entstehen immer mehr Berührungspunkte: in die Politik, aber zum Beispiel auch in Richtung Schulen. Und ich setze mich dafür ein, dass wir diese Rolle als Aktivposten in Gesellschaft und Wirtschaft weiter ausbauen.
Welche Rolle spielt HIGHEST dabei?
In unserem Ökosystem ist HIGHEST der Knotenpunkt mit zwei ganz zentralen Funktionen. Nach innen wirkt es als Dienstleister und Tech-Inkubator. Es führt die Forschenden aus unterschiedlichen Fachbereichen und die Innovationen, die sie hervorbringen, zusammen. Das Gründungs- und Innovationszentrum dient aber auch als Hub für die Unternehmen, Kapitalgeber, Förderer und politischen Entscheider, mit denen wir im Austausch sind. Nach außen ist HIGHEST also der Moderator zwischen der Welt der Wissenschaft und der Wirtschafts- und Finanzwelt, aber auch der Start-up-Szene. Dort macht es die TU Darmstadt mit ihren Erfindungen und ihrem Gründerspirit sichtbar.
Was zeichnet die TU Darmstadt als Gründerhochschule aus?
Unsere Stärke ist, dass wir zugleich technologieoffen und fachlich breit aufgestellt sind. Wir haben traditionell starke Ingenieurs- und Naturwissenschaften, aber auch die Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften legen zu. Wir betrachten gesellschaftliche Probleme also immer aus verschiedenen Blickwinkeln. Diese Interdisziplinarität ist für uns tägliche Praxis und sie prägt natürlich auch unsere Innovations- und Gründungs-Kultur.
Und was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?
Wir wollen die Start-up-Aktivitäten der Rhein-Main-Region bündeln und Impulse setzen für Zukunftsthemen wie KI und Energie. Ich könnte mir vorstellen, dass hier ein mitteleuropäisches Silicon Valley entsteht. Und wir wollen weiter daran arbeiten, dass unser besonderer Spirit als Erfinder und Entrepreneure so früh wie möglich verankert und gefördert wird – am besten schon bei den Bachelorstudierenden.
Das Gespräch führte Dr. Jutta Witte