Mentor:in

27. April 2022

Der inspirierende Beweger

Mentor Guenter Kraft im Porträt.

Startup-Gründer mögen Herausforderungen. Aufgaben, an denen sie und ihr künftiges Unternehmen wachsen können. „Kompetenzen erkennen und stärken“ nennt das Guenter Kraft. Der Mentor und Startup-Partner bei HIGHEST bietet Gründerinnen und Gründern diese Chance im Rahmen eines außergewöhnlichen Coachings: er „grillt“ sie, rund vier Stunden, ein Assessment im Gründerzentrum der TU Darmstadt. „Ich teste erst Mal die Stressresistenz des Teams, drehe alle vermeintlichen Gewissheiten durch die Mangel“, sagt Kraft. Ist das Produkt gut, die Technologie „cool“ und der Markt groß genug? Wer entwickelt Vertriebsstrukturen, wer kümmert sich um die Finanzen, braucht es noch einen Betriebswirtschaftler im Team? Für die Teilnehmenden sind die Assessments anstrengend. Guenter Kraft schont sie nicht. Welpenschutz lässt er nicht gelten. Sein Ziel ist es, die Geschäftsmodelle der Startup-Gründer weiterzuentwickeln.

Prozesse in Gang bringen

Guenter Kraft ist das, was die Amerikaner einen „Truthteller“ nennen: Er sagt, was er denkt. Und er tut, was er sagt. Erfinder mit universitärem Hintergrund sind das selten gewöhnt. Kraft weiß das. Doch mit seiner geradlinigen Art hilft er ihnen, den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren. Denn Startup-Gründer sind rund um die Uhr unter Druck. Geld, Zeit, Personal – am Anfang fehlt es an allem. Das braucht Durchhaltevermögen. „Angst darf man nicht haben“, sagt Kraft. Schon gar nicht vor dem Scheitern. Der Mann spricht aus Erfahrung. Als Internetpionier baute er selbst etliche Unternehmen mit auf, Unternehmen die heute Weltkonzerne der IT-Branche sind. „Mich haben schon immer Netzwerksysteme interessiert“, erzählt der studierte Informatiker. In den frühen neunziger Jahren gab es das in Deutschland noch nicht. Deshalb ist er damals nach Palo Alto ins kalifornische Silicon Valley gegangen. „Ich habe dort vor allem gelernt, aus Kundensicht zu denken“, sagt Kraft. Produkte müssen nutzerfreundlich sein, ein Unternehmen verbraucherorientiert arbeiten und: die Gründer sollten eine Vision haben: „Innovationen wollen einen Markt entwickeln“, davon ist Kraft überzeugt. Existenzgründer, die „nur“ ein Produkt verkaufen wollen, schickt er zur IHK. Den anderen vermittelt er – wenn das Pitch Deck steht – geeignete Investoren aus seinem persönlichen Netzwerk. Und das ist weltumspannend.

Vernetztes Energiebündel

San Francisco, Brüssel, Paris, London, Berlin, Amsterdam, Dublin, Sydney, Tel Aviv – als Internetpionier war Guenter Kraft auf dem ganzen Erdball unterwegs, die Globalisierung hat er quasi miterfunden. „Flugzeuge waren über Jahrzehnte mein eigentliches Zuhause. Das Bordpersonal kannte mich schon.“ Ein Leben auf der Überholspur. Bis es genug war, eines Tages, und Kraft sich entschied in Darmstadt zu leben. „Ich bin Darmstädter durch und durch, hier geboren, hier eine Lehre bei dem Maschinenbau-Unternehmen Carl Schenk gemacht, hier Informatik studiert“, erzählt der 54-Jährige. Als Kind war er Turner und spielte Handball. Sein feines Gespür für Gemeinschaft und Gemeinsinn wurde so schon in jungen Jahren geprägt. „Ich bin ein Vereinsmensch, ich bin so groß geworden.“  Die Mitgliedschaft bei den Darmstädter „Lilien“ gehört für ihn zum guten Ton. Hier trifft er heute auf Gleichgesinnte, Menschen, die wie er der Region tief verbunden sind.

Ideenreicher Visionär

Hipster-Jeans und -Stiefeletten, ein legerer Troyer-Pullover – Guenter Kraft entspricht nicht dem landläufigen Bild eines Unternehmers. Will er nicht, braucht er auch nicht. Den Technologie-Freak, als den er sich selbst bezeichnet, nimmt man ihm dagegen sofort ab. „Ich habe großen Spaß an neuen Technik-Gadgets.“ Kraft hat sich die Neugierde und Begeisterungsfähigkeit eines Jungen bewahrt. Was nicht das Schlechteste ist, wenn man so wie er immer neue Projekte in Bewegung bringen möchte.

Guenter Kraft

Visionär & Mentor

„Ich weiß nicht immer alles besser. Aber meistens kenne ich jemanden den man fragen kann.“

Seit zwei Jahren engagiert sich Guenter Kraft beim Gründerzentrum HIGHEST der TU Darmstadt. Ehrenamtlich und mit unbändigem Gestaltungswillen. „Die entwickeln hier an der Universität patentreife und faszinierende Innovationen. Die wollen wir in die Wirtschaft und Gesellschaft transferieren.“ Am Ende profitieren alle Player, davon ist der Macher Guenter Kraft überzeugt. „An die Universität kommt Venture Capital, Startups beleben die Metropolregion Rhein-Main und die Darmstädter sind endlich stolz auf ihre Universität, weil sie sehen, was dort passiert.“ Die Region habe das Potenzial eines deutschen Silicon Valley schwärmt Kraft. Seine Vision ist keineswegs illusionär: „Darmstadt ist einer der interessantesten Hidden Champions in der Start-up-Szene und belegt laut dem Städteranking von `Top 50 Start-ups´ den vierten Platz gleich nach Hamburg, Berlin und München“, so Guenter Kraft. Bis in zehn Jahren möchte er rund um den Darmstädter Bahnhof eine Startup-City sehen. Dass er auf dem Weg dahin noch Politik und Wirtschaft mit ins Boot holen muss, schreckt jemanden wie Guenter Kraft nicht. Sein Nachname ist Programm.

Von Heike Jüngst

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