Gründerstories

18. Januar 2024

Der Cyber-Wächter

IT-Unternehmer Lukas Baumann beschleunigt Cybersicherheitsprozess von Unternehmen und Kommunen

Das Unternehmen LocateRisk ist spezialisiert auf Cybersicherheitsanalysen, -monitorings und -ratings. Es bietet eine Security Management Plattform an, die Organisationen aller Branchen hilft, Cyberrisiken effizient zu minimieren. Die Technologie von LocateRisk identifiziert Sicherheitslücken, macht die organisationsweite IT-Sicherheitslage transparent und hilft bei der schnellen Optimierung. Entwickelt hat die Sicherheitssoftware Lukas Baumann. Der studierte Informatiker ist Founder und CEO von LocateRisk. 

650 Kunden, 20 Mitarbeiter:innen, seit zwei Jahren profitabel – für den IT-Unternehmer Lukas Baumann läuft es gut. Erst vor vier Jahren hat er seine Firma LocateRisk gegründet, und wenn es nach Baumann ginge, wäre sein Unternehmen schon weiter und noch größer. „Die Corona-Pandemie hat auch uns etwas gebremst“, sagt Lukas Baumann. Aber im Grunde habe SARS-CoV2 ihm und seiner Firma auch geholfen. „Jetzt, wo Homeoffice und damit virtuelles Arbeiten in der Breite angekommen ist, wird man sich der Probleme, die die IT mit sich bringen kann, in ihrer ganzen Tragweite bewusst.“ 

Gründer Lukas Baumann

Risikosituation einschätzen

Die Probleme, das sind die IT-Sicherheitslücken vieler Unternehmen und Kommunen. „Wann haben Sie das letzte Mal die Software Ihres Druckers aktualisiert?“, antwortet Lukas auf die Frage, was LocateRisk macht. Seine Gegenfrage löst sofort ein schlechtes Gewissen aus, das weiß er. Und jeder versteht sofort das Konzept seiner Firma: Baumann sensibilisiert Unternehmen für die Gefahren aus dem Netz. Der IT-Spezialist und sein Team von LocateRisk zeigen vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen, wo ihre Schwachstellen liegen. „Viele Unternehmen fühlen sich sicher, können ihren IT-Sicherheitsstatus aber nicht quantifizieren.“ LocateRisk ändert das: „Wir schaffen unternehmensweite Transparenz und beschleunigen IT-Sicherheitsprozesse. Denn Cyber-Risiken lassen sich durch kontinuierliches Monitoring und gezielte Prävention deutlich reduzieren.“

Non-Invasives Sicherheitsmonitoring

Um diese abstrakte Risikosituation zu bewerten, analysiert LocateRisk die Unternehmen aus der Sicht eines externen Angreifers. „Wir sehen, was auch Hacker sehen“, erklärt Lukas. Doch anders als diese dringt LocateRisk nicht in die Systeme der Unternehmen ein. Vielmehr analysiert eine Software automatisch die IT-Sicherheit von Unternehmen. Die Ergebnisse werden anhand von Kennzahlen, so genannten Key Performance Indicators (KPIs), anschaulich dargestellt. Die Risikoanalyse von Locate Risk liefert auch Lösungsvorschläge zur Behebung der Sicherheitslücken. Da das Programm automatisch arbeitet, ist es deutlich kostengünstiger als eine manuelle Sicherheitsanalyse und damit auch für kleine und mittelständische Unternehmen erschwinglich. Dabei geht es nicht nur um die IT-Sicherheit im eigenen Unternehmen, sondern auch um die Einschätzung des Cyber-Risikos der jeweiligen Geschäftspartner. 

Unkonventioneller Vertriebsstart

Aus Kundensicht könnte man Lukas Baumann als digitalen Brandschutzbeauftragten bezeichnen. Er erkennt und bewertet mögliche Brandgefahren, sprich Sicherheitslücken, und hilft Unternehmen, eine Brandschutzordnung, also ein IT-Sicherheitssystem, zu erstellen und zu überwachen. Zu Beginn seiner Tätigkeit fand er des Öfteren Sicherheitslücken bei Unternehmen, welcher er daraufhin an diese meldete. „Nicht alle waren von diesem Vorgehen begeistert“, erinnert sich Lukas Baumann ein wenig verlegen. „Niemand lässt sich gerne auf Fehler und Lücken im System hinweisen, auch wenn es gut gemeint ist.“ Es gab aber auch solche, die aufgrund ihrer positiven Fehlerkultur dankbar und neugierig waren und offen für eine weitere Zusammenarbeit.      

Vom Schüler zum Gründer

Die anfängliche Vertriebsstrategie passt zu Baumann, der den Mut hat, nicht lange zu fackeln. Ein Macher eben, aber auch ein umgänglicher Sympathieträger. Er selbst bezeichnet sich als Nerd. Aufgewachsen auf dem Land, im seinerzeit digitalen Neuland an der Grenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern, hat er sich das Programmieren als Schüler selbst beigebracht. „Online-Computerspiele wie World of Warcraft konnte ich gar nicht spielen. Wir hatten noch nicht mal DSL“, beschreibt Lukas trocken seine Jugend. Neben der kreativitätsfördernden, landwirtschaftlich geprägten Freizeit entwickelte er selbst Softwareprogramme, die in benachbarten Kleinbetrieben zum Einsatz kamen. Es folgten Dating-Apps und andere Anwendungen. Als Selfmade-Programmierer finanzierte sich Lukas Baumann auch sein Informatikstudium an der TU Darmstadt. „Ich habe mich im Prinzip seit meiner Schulzeit in der Informatik selbstständig gemacht“, sagt Lukas Baumann. Als eigener Chef könne er seine Ideen am besten verwirklichen. Und sich die Freiheit nehmen, groß zu denken. „Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, wie eine Agentur Einzelaufträge auszuführen. Ich wollte eine Software entwickeln, die gleich ein paar tausend Firmen brauchen.“ Die Idee, ein Unternehmen zu gründen, nahm Gestalt an. 

Vom Gründer zum Unternehmer

Vom Gründer zum Unternehmer

Schon während des Studiums merkte der heute 28-Jährige, dass er sich in der Welt der IT-Sicherheit zu Hause fühlte. Er machte seinen Master in IT-Sicherheitsforschung. „Es fasziniert mich tatsächlich, Schwachstellen von Unternehmen im Netz aufzudecken und sichtbar zu machen.“ 2018 begann er noch als Student mit der Entwicklung der Technologie von LocateRisk. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Mit seiner Gründungsidee gewann Baumann zunächst einen Hackathon der Sparkassenversicherung und qualifizierte sich für ein Hessen Ideen Stipendium. Mit seinem innovativen Vorhaben überzeugte der Gründer anschließend auch das Förderprogramm StartUpSecure des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. 18 Monate lang wurde er ab Juli 2020 mit einem Gesamtvolumen von rund 0,73 Millionen Euro gefördert. In dieser Zeit stellte er sein Team zusammen, entwickelte ein Geschäftsmodell und ein Finanzierungskonzept. Heute, fünf Jahre später, muss Lukas Baumann nicht mehr auf das Melden von Sicherheitslücken setzen. Seine Software wird heute vor allem über Systemhäuser vertrieben.

Autorin: Heike Jüngst

Fotos: Porträt LocatRisk, AdobeStock_186885581, AdobeStock_267969101, AdobeStock_372231560

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