IP

10. Februar 2022

Zukunftsweisendes Modell der Rechteübertragung: TU Darmstadt geht mit „IP for Shares“ in Gründungsoffensive

TU Darmstadt / HIGHEST setzt neue Maßstäbe bei der Rechteübertragung für Start-ups. Bahnbrechend einfacher und liquiditätsschonenderer Zugang zu geistigem Eigentum für Start-ups. Focused Energy plant als erstes Start-up die Nutzungsmöglichkeit von „IP for Shares“.

Darmstadt, 10. Februar 2022 – Die TU Darmstadt engagiert sich mit Nachdruck für Ausgründungen – und untermauert dies nun mit einem bahnbrechenden Modell zur Rechteübertragung von IP (= Intellectual Property, dt. geistiges Eigentum). Damit wollen die TU Darmstadt und ihr Innovations- und Gründungszentrum HIGHEST dem Start-up-Ökosystem einen weiteren massiven Schub geben. Das Modell gestaltet eine Gründung auf Basis von universitärem IP einfacher und senkt das verbundene finanzielle Risiko für Start-ups deutlich. Schon jetzt zählt die TU Darmstadt mit ihren Patentanmeldungen und Ausgründungen zu den führenden Universitäten in Deutschland. Nun setzt sie mit „IP for Shares“ neue Maßstäbe in der Rechteübertragung.

Neue Form der Rechteübertragung treibt Ausgründungen voran

Gesellschaftlichen Herausforderungen wie der Energiewende mit innovativen Forschungsergebnissen und Gründergeist begegnen – vor dieser Aufgabe stehen Gründer:innen in Deutschland. Die TU Darmstadt und HIGHEST wollen ihnen mit „IP for Shares“ dabei eine entscheidende Starthilfe geben, um die digitale Wirtschaft und die deutsche Start-up-Landschaft aufs nächste Level zu heben. Denn bislang müssen Gründer:innen IP, das an einer Universität wie der TU Darmstadt entsteht, kostenpflichtig erwerben. Die Kosten einer Lizenzierung oder eines Kaufs können Start-ups in ihrer Gründungsphase aber oft nicht oder nur schwer decken. Die Folge: Entrepreneur:innen kommen gar nicht erst dazu, revolutionäre Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. Deniz Bayramoglu, Leiter IP- und Innovationsmanagement der TU Darmstadt, erläutert: „Es ist entscheidend, die Liquidität der jungen Unternehmen zu schonen und die finanzielle Basis für Betrieb und Entwicklung zu sichern. Zahlungsverpflichtungen sind jedoch in den Anfangsjahren für Start-ups oft schwer umsetzbar oder mit hohen finanziellen Risiken verbunden. Wir lehren nicht nur Entrepreneurship – wir sorgen auch in der Praxis dafür, dass junge Unternehmen durchstarten können.“

„IP for Shares“ löst die finanzielle Herausforderung mit einem zukunftsweisenden Modell: Überträgt die Universität Rechte an ihrem geistigen Eigentum (z. B. Patente), erhält sie dafür virtuelle oder reale Anteile an den Unternehmen. Mit diesem pragmatischen Modell der Übertragung von IP erleichtert die Universität Start-ups den Zugang zu Patenten und Arbeitsergebnissen. Denn der Wert von IP (z. B. eines Patents) entfaltet sich erst über einen längeren Zeitraum und mit dem Erfolg des Geschäftsmodells. Das innovative Modell haben die TU Darmstadt und ihr Innovations- & Gründungszentrum HIGHEST zusammen mit der Kanzlei Norton Rose Fulbright entwickelt. Das Feedback der HIGHEST Start-ups, dem High-Tech Gründerfonds und dem Bundesverband Deutsche Startups e. V. wurde aktiv eingeholt und in dem Modell berücksichtigt. Dieses Vorgehen sichert die Praxistauglichkeit dieses Modells.

„Als gründungsstarke Technische Universität sind wir von den Ideen unserer Start-ups überzeugt und wollen sie unterstützen. Die Start-ups leisten mit der Unternehmensgründung einen wertvollen Beitrag für die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft. – wir schaffen bestmögliche Rahmenbedingungen, die sie für die Konzentration auf den Erfolg ihrer Geschäftsidee benötigen,“ sagt Prof. Dr.-Ing. Jens Schneider, Vizepräsident der TU Darmstadt für Transfer und Internationalisierung.

HIGHEST und die TU Darmstadt bieten „IP for Shares“ als Service-Angebot allen Entrepreneur:innen an, nicht nur denen, deren Projekte in der TU Darmstadt geboren werden. Denn Ziel ist es, möglichst viele Forschungsergebnisse an Wirtschaft und Gesellschaft zurückzugeben. Schon jetzt ist die Resonanz der Gründer:innen positiv. Harald Holzer ergänzt: „Wir verfügen über eine sehr große Zahl an Patenten und Arbeitsergebnissen, die wir mit `IP for Shares‘ nun Gründer:innen und der Wirtschaft schneller zur Verfügung stellen können, damit sie die digitale Wirtschaft auf das nächste Level heben.“ HIGHEST ist schon jetzt der führende Tech-Inkubator in der Region Frankfurt-Rhein-Main/Neckar für Deep Tech und Green Tech. Über die Innovations-Plattform „Highway“ der TU Darmstadt (www.highway.tu-darmstadt.de) bekommen interessierte Start-ups auch außerhalb der TU Darmstadt Zugang zu verfügbarer IP.

Die Vertragsgestaltung übernimmt die global tätige Wirtschaftskanzlei Norton Rose Fulbright. „Das Gesellschaftermodell `IP for Shares‘ signalisiert eine Wende in der Form der Rechteübertragung bei Start-ups – und trägt den für diesen Bereich typischen Strukturen der Unternehmensentstehung Rechnung“, erklärt Sebastian Frech, Partner bei Norton Rose Fulbright.

Focused Energy ist erstes Start-up für „IP for Shares“

Das erste Start-up, das plant von „IP for Shares“ zu profitieren, ist Focused Energy. Das Unternehmen will mit Fusionsenergie die Energieerzeugung komplett neu denken. Durch eine laserinduzierte Trägheitsfusion soll die Produktion großer Mengen CO2-freier Energie möglich werden. Für die Umsetzung benötigt das Unternehmen finanzielle Mittel im neunstelligen Bereich und zehn bis 15 Jahre Zeit für die Entwicklung. Das verkaufsfähige Produkt liegt in der Zukunft – und somit auch die Umsatzfähigkeit des Unternehmens. Mit der geplanten Nutzung von „IP for Shares“ sieht das Unternehmen eine große Chance, die intensive Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt auf ein neues Niveau zu heben. „Wir haben dann die Freiheit, unsere Forschungen auszubauen, ohne dies im Einzelnen abstimmen zu müssen und die TU profitiert bei der Vermarktung ein wenig mit. Wir schaffen mit diesem Modell eine vertrauensvolle und zukunftsweisende Basis für unsere Forschungsaktivitäten“, sagt Thomas Forner, Gründer und CEO von Focused Energy.

Unterstützung vom High-Tech Gründerfonds

Positive Signale zu dem neuartigen Modell gibt es auch vom High-Tech Gründerfonds des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Er investiert Risikokapital in Hightech-Start-ups und leistet einen Beitrag zur Schließung der in diesem Frühphasensegment bestehenden Finanzierungslücke. „Wenn man Gründungen erfolgreich umsetzen will, gilt es, den Blickwinkel der Start-ups einzunehmen und deren Problemfelder in Bezug auf Investoren zu sehen. `IP for Shares‘ wird, anders als bisherige Modelle der Rechteübertragung, diesem Anspruch gerecht“, sagt Andreas Olmes, Principal und Prokurist beim High-Tech Gründerfonds. Und Christoph J. Stresing, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutsche Startups fügt hinzu: „Gerade in der frühen Gründungsphase kämpfen Start-ups mit Liquiditätsproblemen. Ausgaben für Rechteübertragungen können sich viele nicht leisten. Daher hilft es Start-ups, wenn sie bei der Rechteübertragung rechtssichere und belastbare Wege kostengünstig gehen können.“ Zielgruppen sind in erster Linie Gründer:innen, die ihr Vorhaben aus der universitären Forschung heraus realisieren wollen. Aber auch externe Unternehmer:innen, die universitäre IP nutzen wollen, sind angesprochen. Nicht zuletzt sollen perspektivisch auch etablierte Start-ups, die ihre IP-Basis vergrößern wollen, adressiert werden.

Über HIGHEST

HIGHEST bündelt und koordiniert alle gründungsrelevanten Aktivitäten an der TU Darmstadt und in der Region in den Bereichen Qualifizierung, Beratung, Ressourcen und Finanzierung. HIGHEST ist der führende Tech-Inkubator in der Region Frankfurt-Rhein-Main/Neckar für Deep Tech/Green Tech und damit der Treiber für Disruption der TU Darmstadt. Mit seinem umfassenden Ökosystem und Cluster-Beteiligungen unterstützt HIGHEST Innovator:innen der TU Darmstadt bei der Vermarktung von Hochtechnologie und neuen Anwendungen. Als Bindeglied der TU Darmstadt zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft bietet HIGHEST hervorragende Bedingungen für Wissenschaftler:innen, Studierende und Investierende – national wie international – um die besten Lösungen für die Welt von heute und morgen zu erschaffen. Mit der internationalen Innovationsplattform „Highway“ erweitern HIGHEST und die TU Darmstadt kontinuierlich das Ökosystem, vernetzen Investierende, Gründende, Erfinder:innen, Wissenschaftler:innen weltweit untereinander und präsentieren u. a. das Angebot der TU Darmstadt an Patenten. Mit dem pragmatischen Modell der Übertragung von Intellectual Property (IP – geistiges Eigentum) über den „IP for Shares“-Service erleichtert HIGHEST Start-ups den Zugang zu Patenten und Arbeitsergebnissen.