Porträt

14. Juni 2022

Der Schatzgräber

Harald Holzer im Porträt.

Porträt Harald Holzer

Gründer brauchen eine Idee und großen unternehmerischen Mut. Und sie brauchen Unterstützer. Profis wie Harald Holzer. Ein leidenschaftlicher Unternehmer und Innovator, der seine Erfahrung heute an die junge Gründer-Generation weitergibt. Ein Manager, kein Verwaltungsbeamter.

Harald Holzer ist an der TU Darmstadt Leiter Forschungstransfer und Geschäftsführer von HIGHEST, dem Innovations- und Gründungszentrum. Er kennt die Untiefen und Unwägbarkeiten einer Unternehmensgründung. „Wir bieten mit dem Gründungszentrum HIGHEST Erfindern und Startup-Gründern aus der Universität heraus Unterstützungsleistungen in einem Schutzraum, in dem sie ihre Innovation oder ihre Gründungsidee weiterentwickeln und validieren lassen können.“ Kritische Nachfragen eingeschlossen. Niemand aber muss Angst haben, sich zu blamieren. Jeder kann hier über offene Fragen und auch Fehler sprechen. „Fehler sind vor allem eine Chance, gemeinsam zu lernen“, davon ist Harald Holzer überzeugt. Der Diplomingenieur muss es wissen. Er ist selbst erfolgreicher Unternehmensgründer von mehreren Start-ups.

TU-Darmstadt als Gründer-Uni positionieren

Holzer und sein Team nehmen Erfinder:innen und Gründungswillige geduldig und rücksichtsvoll an die Hand. Fehler machen alle, aber den gleichen nur ein Mal. Dafür sorgt Holzer mit seinem Team. Der Erfolg dieser Strategie gibt ihm Recht: 80 Prozent der von HIGHEST unterstützten Start-ups existieren auch nach drei Jahren noch. Das ist viel: pro Jahr gehen immerhin ca. 20 Gründungen aus der TU Darmstadt heraus an den Start. 200 hat HIGHEST bislang begleitet und er ist überzeugt: „Da ist noch viel Luft nach oben.“ HIGHEST ist schon jetzt der führende Tech-Inkubator in der Region Frankfurt-Rhein-Main/Neckar für Deep Tech und Green Tech. Holzer reicht das nicht. „Darmstadt soll Stadt der Innovationen werden. Die Universität hat mit ihrer Spitzenforschung das Potenzial dazu.“ Harald Holzer möchte mit dem Gründungszentrum HIGHEST die TU und die Region auch bundesweit ganz nach vorne bringen.

Harald Holzer
Harald Holzer

Geschäftsführer HIGHEST

Darmstadt soll Stadt der Innovationen werden. Die Universität hat mit ihrer Spitzenforschung das Potenzial dazu.

xchange – Austausch von Wissen mit Wirtschaft und Gesellschaft

Der jüngste Coup der TU Darmstadt heißt „IP for Shares“. So nennt sich ein relativ unkompliziertes Beteiligungsmodell zur Übertragung von Rechten an geistigem Eigentum (IP). Holzer hat es mit seinem Team gemeinsam entwickelt. „IP for Shares“ sichert Start-up-Gründern das geistige Eigentum (IP) an wichtigen Forschungsergebnissen und Patenten – ohne im ersten Schritt Geld aufbringen zu müssen, das Start-ups am Anfang nicht verdienen. Stattdessen erhält die TU Darmstadt Unternehmensanteile an den neu gegründeten Firmen. „Es geht darum, unseren Start-ups und Spin-offs ideale Rahmenbedingungen für eine Ausgründung zu bieten“, erklärt Holzer das Modell. „Investoren legen großen Wert darauf, dass die IP in einer späteren Phase nicht in anderen Händen ist. Sie wollen, dass Patente beim Unternehmen liegen.“ Bisher mussten Gründer geistiges Eigentum, das an der Universität während Forschungsprojekten oder Doktorarbeiten entstanden ist, für relativ viel Geld von der Universität kaufen, wenn sie darauf ein Start-up aufbauen wollten. Alternativ könnten sie zwar auch eine zeitlich begrenzte Lizenz für Patente erwerben. Das wollen aber die Investoren nicht. „Mit „IP for Shares“ machen wir unsere Start-ups interessant für Investoren“, weiß der frühere Seriengründer Holzer. Eine wichtige Starthilfe mit Mehrwert auch für die Universität. Laufen die Geschäfte gut, fließen über die Beteiligungen Gelder zurück an die Hochschule. Gelder, die für Forschung, Entwicklung und das Gründungs-Ökosystem eingesetzt werden.

Harald Holzer im Dialog.

Schatzgräber und Impulsgeber

Seit zwei Jahren ist Harald Holzer der Kopf des Innovations- und Gründerzentrums HIGHEST. „Ich muss nicht unbedingt noch ein paar weitere eigene Firmen gründen“, erzählt der ebenso bodenständige wie visionäre Badener. Er habe sich genug blaue Flecken geholt, meint er mit einem Augenzwinkern. Sein Unternehmer-Gen aber treibt ihn an, „Rohdiamanten zu identifizieren und zu schleifen“. Und davon habe die TU Darmstadt mehr als genug. „Ich liebe Startup-Luft!“ Viele Professor:innen und Wissenschaftler:innen konnte er bislang für sein Ziel gewinnen, das unternehmerische Potenzial der Universität zu heben. Und täglich kommen neue dazu.

Wenn man Holzer erlebt, glaubt man ihm das sofort. Holzer ist einer, der seinen Mitmenschen auf Augenhöhe begegnet. Sein jungenhafter Charme macht es ihm leicht, andere für seine Ideen zu begeistern. Holzer hat großes Talent als Motivator. Dass er als Junge darüber nachdachte, später einmal Pfarrer oder Erfinder zu werden, passt ins Bild. „Ich habe allerdings keinerlei Hang zum Missionieren, ich bin sehr tolerant“, sagt Holzer über sich selbst. Geblieben von diesen Kindheitsträumen sind ihm seine unbändige Neugier auf Neues. Einmal im Jahr setzt er für sich persönlich eine Aktion, eine Aktivität in die Tat um, die er zuvor noch nie gemacht hat. „Dieser Pakt mit mir selbst hält mich jung. Man behält einen offenen Blick.“  Vielleicht aber ist Harald Holzer auch deshalb so erfolgreich, weil er sich für Dinge begeistern kann, die nichts mit Geistigem Eigentum, Geschäftsmodellen und Gewinnmaximierung zu tun haben. Musizieren als Keyborder in verschiedenen Bands zum Beispiel. Oder Sporttauchen, Skifahren, Golfen und Inlineskaten. Alles Leidenschaften, die erlauben, neue Perspektiven einzunehmen. Genau das, was auch Start-up-Gründer brauchen.

Autorin: Heike Jüngst

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