Alumni-Story

9. Februar 2023

Neues neu denken

Lionel Born – aus einem Gründer wird ein Unternehmer

Unternehmer und Investor Lionel Born im Porträt

Kluge Unternehmer sehen Chancen dort, wo andere es nicht tun. Neue Ideen ziehen sie magisch an – für ihr Produkt, ihr Geschäftsmodell, ihre Arbeitsweise oder auch ihren Standort. „Darmstadt birgt ein riesiges Potenzial für richtig coole Start-ups!“ Lionel Born weiß das aus eigener Erfahrung. Er hat bereits mehrere Start-ups gegründet. Ein Serien-Entrepreneur. Auch für sein Unternehmen L-One Systems GmbH ist Darmstadt der perfekte Ort. Hier kann Lionel Born auf ein breites Netzwerk und zahlreiche Kontakte zählen, die Standardausrüstung eines jeden guten Unternehmers. Born studierte Wirtschaftsinformatik an der TU Darmstadt. Noch im Studium gründete er sein erstes Start-up: Born programmierte eine für Anwender äußerst einfache Software für Content Management. 2006 noch ein Novum. Die Kunden rissen sich seinerzeit darum. „Mit meinem Uni-Abschluss habe ich mir deshalb etwas Zeit gelassen.“ Ein Software-Start-up zu gründen, fand er schon damals spannender.

Zukunftsfähige Unternehmensstrategien

Innovative digitale Produkte sind bis heute Borns Geschäft. Mit seinem Unternehmen L-One Systems unterstützt er seit 2012 Start-ups, kleine und mittlere Unternehmen bei der Entwicklung von Firmensoftware. Individuell und den jeweiligen Wünschen und Bedürfnissen angepasst. Denn neue Features zu entwickeln ist teuer. Deshalb geht Lionel Born strategisch noch einen Schritt weiter: Er entwickelt und verkauft mit L-One Systems nicht einfach nur Software. Vielmehr arbeiten seine Entwicklerteams gemeinsam mit den IT-Teams von L-One-Kunden eng zusammen an digitalen Lösungen, und zwar dauerhaft. Lionel Born nennt diesen Service „Teamerweiterung“.  „Mit uns als Partner erweitern Kunden flexibel ihre eigenen Entwicklungskapazitäten. Dabei steht ihnen die breit gefächerte Expertise des kompletten L-One-Entwicklerteams offen“, so Lionel Born. „Das ist für die Firmen praktisch, weil wir alles abdecken – Frontend- und Backend-Entwicklung, App-Programmierung, Cloud-Technologien und künstliche Intelligenz.“ Gerade Start-ups sind häufig nicht in der Lage, in kurzer Zeit eigene IT-Abteilungen aufzubauen, geschweige denn zu bezahlen. Oder sie finden keine Fachkräfte. Eines der größten Probleme dieser Zeit. Als New Work Modell bieten flexible Remote-Teams allen Beteiligten mehr Sicherheit, davon ist Lionel Born überzeugt.

Das Team beim Meeting.

L-one-Systems-Team in Darmstadt bei einem Snack.

People first, Profit second

Als Unternehmer verfolgt Lionel Born nachhaltige Lösungen. Dazu zählt für ihn auch, eine menschenzentrierte und faire Unternehmenskultur zu leben. Wertschätzung und Respekt sind ihm sehr wichtig. Er spricht von Kollegen und Kolleginnen, nicht von Angestellten. Das fällt sofort auf. Born wirkt nahbar, zutiefst reflektiert. Ein Mensch, der seinem Gegenüber auf Augenhöhe begegnet, ob Mitarbeiter:in, Kund:in, Partner:in, Netzwerkbekannte. Er kennt schlaflose Nächte vor einem Kündigungsgespräch, Existenzängste kurz vor großen unternehmerischen Entscheidungen. „Ich habe zwar durch und durch das sogenannte Unternehmer-Gen“, resümiert Lionel Born, „Eine Unternehmerpersönlichkeit aber entwickelt sich erst über viele Jahre.“ Born hat gelernt. Loslassen zum Beispiel. Nicht immer alles besser wissen. Mitarbeiterwissen nutzen. Sich aus dem operativen Geschäft rausziehen, am Unternehmen als solchem zu arbeiten. Es zu gestalten. Das seien die Schritte, die Gründer gehen, wenn sie sich zu Unternehmern weiterentwickeln. Ein Gründer ist nicht von Anfang an Unternehmer, sagt er. Und ein Unternehmer nicht automatisch ein vermögender Hierarch. „People first, profit second“, so seine Maxime. Zufriedene Mitarbeiter:innen bleiben ihrem Arbeitgeber länger treu.

Visionäre Personalentwicklung

Der Mangel an Fachkräften geht allerdings auch an L-One Systems nicht vorbei. Obwohl Lionel Born im hiesigen Ökosystem sehr gut vernetzt ist und von der Nähe zu den regionalen Hochschulen profitiert, plagen auch ihn Personalsorgen. Talente in die Region zu holen, ist schwierig, besonders im IT-Bereich. Die Demografie schlägt durch.

Born aber wäre kein erfolgreicher Unternehmer, ließe er sich nicht von Visionen anderer inspirieren. Von Ideen der Mitarbeitenden zum Beispiel. „Mein syrischer Kollege Feras Tanan erzählte mir eines Tages von den exzellent ausgebildeten Informatikern und Ingenieuren der Universität Damaskus und davon, dass sie händeringend Arbeit suchen.“ Er habe daraufhin erst einmal auf einer Landkarte nachgeschaut, wo Syrien überhaupt liegt, gibt Born selbstkritisch zu. Syrien, das sei für ihn ein Land gewesen, in dem Krieg herrscht und das sehr weit weg ist. Weit weg von seiner deutschen Unternehmerwirklichkeit. Bis dahin jedenfalls. Um es kurz zu machen: Lionel Born lernte in Damaskus Kultur und Potenzial syrischer Universitätsabgänger kennen – junge motivierte Menschen, die ihr Land nicht verlassen, sondern aufbauen wollen. Mit Feras Tanans Unterstützung entwickelte er einen Plan für ein Büro in der syrischen Hauptstadt und stellte vor Ort ein Softwareentwicklungsteam zusammen. Das war 2018. Seither pendelt Tanan als Chef-Softwareentwickler bei L-One zwischen Darmstadt und Damaskus. Eine Win-Win-Situation: Syrische Uniabsolventen erhalten Zukunftsperspektiven und Lionel Born versorgt seine Kunden mit kosteneffizienten, zuverlässigen Entwicklerteams.

Das Damascus-Team beim Meeting.

Meeting beim Team in Damascus.

Potenzial von Wissenschaft und Wirtschaft vorantreiben

Lionel Born ist jemand, der Verantwortung ernst nimmt. Seine Learnings als Unternehmer vermittelt er als Coach inzwischen auch anderen. Borns Antrieb ist es, das Wirtschaftssystem in Deutschland mitzugestalten, es nachhaltiger zu machen, zu verändern. Wie ein Weberschiffchen schießt er deshalb im Darmstädter Ökosystem durch das Start-up-Netzwerk. Born möchte andere Gründer bei der Unternehmensführung, Vernetzung und Softwareentwicklung unterstützen. Künftig auch als Investor. Dafür sei Darmstadt genau der richtige Ausgangspunkt.

Die Technische Universität Darmstadt sei der zentrale Anker des lokalen Ökosystems: Dort entstehen innovative Ideen, Know-how, Technologie und Patente. „Außerdem bekommen die Gründer hier tollen Support von Netzwerken wie dem HIGHEST – Innovations- und Gründungszentrum und starken Unternehmen aus der Region“, sagt Born. HIGHEST verbindet Wissenschaft und Wirtschaft, Gründer mit Investoren .Der Visionär in ihm ist sich sicher: „Wenn wir das lokale Ökosystem für Start-ups, auch im digitalen Bereich, weiter stärken, bringen wir in Darmstadt auch ein Unicorn hervor.“ Schließlich habe die Wissenschaftsstadt schon globale Player und Marktführer wie Schenck Process, Software AG, Riese & Müller GmbH und kürzlich erst WINGCOPTER etabliert. Lionel Born möchte ein Teil davon sein.

Autorin: Heike Jüngst

Lionel Born.

Das Darmstädter-Team.

Das Team in Damascus.

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