Success Story

26. Oktober 2021

Wenn Maschinen fühlen können

core sensing macht aus Bauteilen smarte Sensoren.

Industrie 4.0 und das Internet der Dinge erfordern immer intelligentere Technologien, Prozesse und Anlagen. Die core sensing GmbH will ihre Kunden ins digitale Zeitalter begleiten: mit smarten Bauteilen, die selbst zu Sensoren werden und datenbasiert optimal arbeiten. Ausgegründet aus der TU Darmstadt und unterstützt vom Innovations- und Gründungszentrum HIGHEST ist das Start-up auf Erfolgskurs. Das erste Serienprodukt steht. Jetzt wartet das Team gespannt auf den Falling Walls Science Summit 2021.

Bei core sensing ist momentan einiges los. Gerade hat das Gründerteam seine nächste Finanzierungsrunde begonnen, die dem jungen Unternehmen in den nächsten drei Jahren den Markteintritt und ein schnelles Wachstum bis zum Break Even sichern soll. Erste Anwendungen müssen erweitert, neue Partnerschaften ausgehandelt werden. Und der diesjährige Falling Walls Event steht vor der Tür. Core sensing zählt in der Kategorie „Venture“ zu den 25 Finalisten aus der ganzen Welt, die in Berlin ihre Innovationen präsentieren dürfen. Mitgründer und CTO Markus Hessinger wird das Start-up vor Ort vertreten. „Das ist eine ziemlich einmalige Chance, um unsere Produkte einer hochkarätigen Jury und einem prominent besetzten Publikum zu präsentieren“, sagt der Elektrotechnik-Ingenieur.

Falling Walls Pitch 2021 von core sensing

Messen am Ort des Geschehens

Von der Kupplung über die Förderschnecke bis zur Kardanwelle macht core sensing aus mechanischen Standard-Bauteilen intelligente Komponenten, die – im Inneren mit Sensoren ausgestattet – Kraft- und Drehmomente messen, auf diese Weise Belastungen und Maschinenzustände direkt erfassen, die entsprechenden Daten mit weiteren Messgrößen wie Temperatur oder Vibrationen fusionieren und drahtlos an die Produktionssteuerung übertragen. „Wir messen direkt am Ort des Geschehens und machen sichtbar, was vorher nicht sichtbar war“, erläutert CEO Martin Krech. Die mit der Cloud verbundenen „fühlenden Maschinen“ ermöglichen es datenbasiert, ohne Umwege und ohne aufwändige Umrüstungen Prozesse zu optimieren, Zustände zu überwachen und Anlagen vorausschauend zu warten. „Das senkt für viele Unternehmen die Hemmschwelle bei der Einführung neuer digitaler Technologien“, weiß der Maschinenbau-Ingenieur.

 

Mehr als ein Zulieferer

Denn Hessinger, Krech und ihre beiden Co-Gründer Simon Krech und Arthur Buchta bewegen sich mit ihrem Start-up derzeit vorwiegend im Maschinen- und Anlagenbau und damit in einer Branche, die einerseits einen hohen Bedarf an innovativen Lösungen hat, andererseits aber mehr braucht als neue Technologien von der Stange. Die Digitalisierung stellt die Unternehmen vor die Herausforderung, sich in neuen Märkten und Ökosystemen zu positionieren, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und mit der Produktentwicklung immer individuelleren Kundenanforderungen gerecht zu werden. „Das Interesse ist riesig und wir merken, dass wir uns am Puls der Zeit bewegen“, beobachtet Hessinger. „Aber wir wollen mehr sein als nur Zulieferer.“ Daher setzt das core sensing Team nicht nur auf ein Gesamtpaket aus Hardware und Software, sondern will auch Prozesse „partnerschaftlich“ optimieren und seine Kunden und Kundinnen durch die digitale Transformation begleiten. „Vor allem der Mittelstand ist prädestiniert für diese Art der Kooperation“, beobachtet Martin Krech.

Das Interesse ist riesig und wir merken, dass wir uns am Puls der Zeit bewegen

Hinaus zur Kundschaft, hinein in die Messen

Krech und Hessinger sind sich bewusst, dass ihre Geschäftsphilosophie für den vielerorts noch konservativ aufgestellten Maschinen- und Anlagenbau gewöhnungsbedürftig ist und Vertrauen braucht. Deswegen hieß die Devise von Anfang an: raus zu den Kundinnen und Kunden in die Werkshallen, raus auf die Messen und dies in einem sehr frühen Prototypenstadium. Sehr offensiv ist das Start-up auch in den Verkauf eingestiegen, hat mit Interessierten über Preise gesprochen und so seinen Marktwert getestet: „Das ist die Realität in der Wirtschaft und der haben wir uns sehr früh gestellt“, berichtet Krech. Dass sie aus ihren Forschungsergebnissen Produkte machen und ein Geschäft aufbauen wollen, haben die Gründer schon in ihrer Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiter beschlossen. Die mit Unterstützung des Innovations- und Gründungszentrum HIGHEST eingeworbene Förderung im Rahmen des EXIST-Forschungstransfers gab die entscheidende Starthilfe, das von der TU Darmstadt erworbene Patent zusätzlichen Rückenwind. Seitdem geht es für das Unternehmen eigentlich nur bergauf.

 

Klarer Fahrplan für die Zukunft

40 zahlende Pilotpartner, überwiegend Komponentenhersteller, konnte core sensing inzwischen gewinnen, 20 konkrete Anwendungsfälle liegen auf dem Tisch, das interdisziplinäre Team ist auf neun Festangestellte angewachsen. Gemeinsam mit dem Baumaschinenhersteller Knauf PFT GmbH&Co.KG ist es in diesem Sommer in seine erste Serienproduktion gestartet. Auch für die Zukunft hat das Start-up einen klaren Fahrplan. Ab Anfang 2022 soll die Serie A-Finanzierung stehen. Ab 2024 will core sensing rentabel arbeiten. Doch jetzt steht erst einmal Falling Walls an – eine gute Gelegenheit, um neue Kontakte zu potenziellen Partnern und Investoren für die Skalierungsphase zu knüpfen. Markus Hessinger freut sich darauf und bleibt gelassen: „Das Lampenfieber kommt erst, wenn man auf der Bühne steht.“

Von Dr. Jutta Witte